Nachhaltige Entwicklung – Der Hintergrund
Nachhaltige Entwicklung ist ein herausragendes Ziel von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Der Anlass liegt weit zurück: Es sind die seit den 1960er Jahren vielfach beobachteten ökologischen Krisen sowie die Kritik an der ungerechten Verteilung der Lebenschancen der Menschen in der Welt.
Auch der Verlust der Biodiversität, Umweltschäden, der Verbrauch nicht erneuerbarer Ressourcen, der Klimawandel und die Konsumgewohnheiten machen eine nachhaltige Entwicklung notwendig. Ebenso gehen die ungerechte Verteilung der Reichtümer der Erde und die geringen Entwicklungschancen von Ländern und Menschen in der sogenannten Dritten Welt mit der Befürchtung einher, dass sich die künftigen Zustände ohne einen grundlegenden Wandel im Verhalten und den Einstellungen der Wirtschaft, der Politik und jedes Einzelnen noch verschlimmern.
Daher wird eine doppelte Strategie benötigt: Es müssen einerseits die natürlichen Grundlagen für das menschliche Leben heute wie auch in Zukunft gesichert werden.
Andererseits darf dies aber nicht zum Verzicht auf einen ökonomischen Aufschwung führen, denn damit wären die Chancen dramatisch eingeschränkt, einen verbesserten Lebensstandard und Wohlfahrt für alle zu erreichen.
Die Strategie, die einen Weg aus der Falle von Ungerechtigkeit, riskanter, Natur verbrauchendem und zerstörendem Wachstum und der Notwendigkeit von ökonomischer wie sozialer Entwicklung heißt: nachhaltige oder zukunftsfähige oder auch dauerhaft umweltgerechte Entwicklung. In Deutschland wurde das Prinzip Nachhaltigkeit 1994 als Staatsziel im Grundgesetz verankert.
Nachhaltige Entwicklung setzt weitreichende Veränderungen in den Lebensweisen der Menschen voraus. Notwendig ist ein tief gehender Wandel in den herrschenden Produktionsformen und im Konsumverhalten. Dieser Wandel muss bei jedem Einzelnen, lokal, national wie weltweit stattfinden.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)
Wenn es um veränderte Einstellungen im Verhalten geht, dann müssen diese erfahren, erlernt und gelebt werden. Die Agenda 21, das Abschlussdokument der Weltkonferenz zu Umwelt und Entwicklung (Rio 1992) plädiert deshalb in Kapitel 36 für die Neuausrichtung der Bildung auf eine nachhaltige Entwicklung. Es heißt dort: „Um wirksam zu sein, soll sich eine umwelt- und entwicklungsorientierte Bildung/Erziehung sowohl mit der Dynamik der physikalischen/biologischen und der sozioökonomischen Umwelt als auch mit der menschlichen (evtl. auch einschließlich der geistigen) Entwicklung befassen, in alle Fachdisziplinen eingebunden werden und formale und nonformale Methoden und wirksame Kommunikationsmittel anwenden“.
Damit wird ein Lern- und Handlungsfeld umrissen, das unter dem Begriff „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (BNE, englisch: Education for Sustainable Development“) bekannt ist. BNE soll die Menschen in die Lage versetzen, sich aktiv mit Problemen von nicht
nachhaltigen Entwicklungsprozessen auseinander setzen und sich an Kriterien der Nachhaltigkeit im eigenen Leben orientieren und nachhaltige Entwicklungsprozesse gemeinsam mit anderen lokal wie global in Gang setzen zu können. Um dieses alles leisten zu können, benötigt man vielfältige Kompetenzen. Kompetenzen zu besitzen heißt, über Problemlösungsfähigkeiten zu verfügen, die für die Gestaltung der komplexen persönlichen, gemeinschaftlichen, lokalen, nationalen und globalen Herausforderungen einer (nicht) nachhaltigen Entwicklung notwendig sind. Außerdem bedeutet es einen Beitrag dazu zu, ein gutes, an Gerechtigkeit orientiertes Leben führen zu können. Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) dient speziell dem Gewinn von Gestaltungskompetenz. Mit Gestaltungskompetenz wird die Fähigkeit bezeichnet, Wissen
über nachhaltige Entwicklung anwenden und Probleme nicht nachhaltiger Entwicklung erkennen zu können. Das heißt, aus Gegenwartsanalysen und Zukunftsstudien Schlussfolgerungen über ökologische, ökonomische und soziale Entwicklungen in ihrer
wechselseitigen Abhängigkeit ziehen und darauf basierende Entscheidungen treffen, verstehen und individuell, gemeinschaftlich und politisch umsetzen zu können, mit denen sich nachhaltige Entwicklungsprozesse verwirklichen lassen.
Gestaltungskompetenz lässt sich in zwölf Teilkompetenzen aufgliedern, die sich wiederum übergreifenden Schlüsselkompetenzen (orientiert an der OECD) zuordnen lassen.
Im Überblick ergibt sich tabellarisch dargestellt folgende Übersicht über die Gestaltungskompetenz und ihre Teilkompetenzen (zit. n. de Haan, G. u.a.: Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit. Grundlagen und schulpraktische Konsequenzen. Berlin, Heidelberg 2008, S. 188).
Die Auszeichnung im Rahmen der UN-Dekade
Die Auszeichnung von Offiziellen Dekade-Projekten dient dazu, hochwertige und innovative Bildungsaktivitäten zu fördern und in der Öffentlichkeit vorzustellen. Kriterien für eine Auszeichnung sind daher:
- ein innovativer Ansatz
- Modellhaftigkeit
- ein Verständnis von Nachhaltigkeit, das die Bereiche Ökologie, Ökonomie und
Soziales, aber auch Aspekte einer Vielfalt der Kulturen und einer gerechten globalen Entwicklung gleichermaßen berücksichtigt.
Ein Projekt muss zudem Bezüge zu den vier strategischen Ziele des Nationalen Aktionsplans aufweisen. Das sind:
- Die Weiterentwicklung und Bündelung der Aktivitäten sowie Transfer der guten
- Praxis in die Breite.
- Vernetzung der Akteure der BNE
- Verbesserung der öffentlichen Wahrnehmung von BNE
- Verstärkung internationaler Kooperationen
Das Projekt muss außerdem einen Bildungsanspruch im Sinne der Bildung für nachhaltige Entwicklung haben, zu einem konkreten Ergebnis bzw. Produkt führen und die drei Nachhaltigkeitsdimensionen Ökonomie, Ökologie und Soziales abbilden.
So ist beispielsweise ein Projekt, das sich besonders im Sozialen auszeichnet, wie beispielsweise Hilfsprojekte für die Dritte Welt, noch nicht automatisch für die Bewerbung als Dekade-Projekt geeignet. Dazu bedarf es der Behandlung eines weiteren Aspekts aus
dem Nachhaltigkeitsdreieck, beispielsweise der Verknüpfung mit dem ökonomischen und/oder ökologischen Aspekt in Form einer Schülerfirma, die über FairTrade oder ökologische Aspekte aufklärt, bzw. nachhaltig produzierte Produkte verkauft und zusätzlich darüber informiert.
Auch Projekte aus dem ökologischen Bereich, wie ein Schulwald, sind erst dann als Dekade-Projekte geeignet, wenn zum Beispiel Regenwaldrodung, zertifiziertes Holz oder ähnliches Bestandteil des Projektes sind.
Außerdem können Sie auch die Texte der Seiten www.bne-portal.de/un-dekade und www.transfer-21.de für die Darstellung von BNE auf Ihrer Website nutzen. Sie stehen Ihnen lizenzfrei zur Verfügung.
Die Mobilität~Werk~Stadt wurde am 15. November als offizielles Projekt der UN-Dekade für den Zeitraum 2013/2014 in Dresden ausgezeichnet.